Zukünftig soll in der Siedlung Goldstein das Regenwasser möglichst vor Ort bleiben. Es soll dort versickern, verdunsten, Pflanzen bewässern, das Kleinklima verbessern, bei Starkregen in der Fläche gebremst werden und bei Hitze die Temperatur senken – und damit letztlich Ihre Lebensqualität steigern. Diese „Abkehr vom Ableitungsprinzip“ steht nicht nur seit Jahrzehnten so in den Wassergesetzen von Bund und Land Hessen, sondern auch im Bebauungsplan Nummer 720 „Siedlung Goldstein“ aus dem Jahr 1999. Es war in der Siedlung Goldstein keine Ableitung von privatem Regenwasser in Kanäle vorgesehen, nur in Bäche am Haus bei entsprechender wasserrechtlicher Erlaubnis.
Bei der Neuordnung des Entwässerungssystems in der Siedlung Goldstein setzen wir darauf, dass auf Grund der meist guten Versickerungseigenschaften der Böden, der ausreichenden Freiflächen und der Einleitmöglichkeit in die Bäche viele Grundstücke sowieso noch nie Regenwasser vom Grundstück abgeleitet haben. Deshalb empfehlen wir Ihnen erst einmal, sofern Ihnen keine aktuellen Entwässerungspläne vorliegen:
Erkunden Sie die Wege des Regenwassers auf Ihrem Grundstück.
Wohin leiten die Fallrohre vom Dach oder Bodeneinläufe im Hof das Regenwasser ab? Gibt es eine Zisterne mit Überlauf in die Beete oder eine Rasenmulde?
-
Wenn sich auf dem Grundstück ein Falschanschluss von Regenwasser an den Schmutzwasserkanal findet, ist dies selbstverständlich unzulässig und kurzfristig zu entfernen. Die Schmutzwasser-Pumpstation Goldstein wird durch die Regenwassereinleitungen überlastet und pumpt wertvolles Regenwasser in die Kläranlage.
-
Die Ableitung von Regenwasser auf die Straße, von Einfahrten oder Parkplätzen auf dem Grundstück, ist nach der Entwässerungssatzung seit jeher nicht zulässig. Es ist eine indirekte Einleitung in die Straßenentwässerung und überlastet die dafür nicht vorgesehenen Sinkkasten-Sammelleitungen sowie die Ableitungsgräben. Gleichzeitig „entsorgen“ Sie wertvolles Regenwasser, das dem Grundwasser, den Pflanzen und der Luft an Ihrem Wohnort durch die zusätzliche Versiegelung fehlt. Beachten Sie dies bei allen Planungen und Umbauten auf dem Grundstück. Ist eine Ableitung unbedingt erforderlich, ist das Regenwasser auf dem Grundstück zu sammeln und kann dann nur gedrosselt, also über einen Rückhaltebehälter, an das Entwässerungssystem angeschlossen werden.
Wenn Ihr Grundstück an einem der beiden Gewässer Goldsteins (Schwarzbach und Mühlgraben) liegt, ist vielleicht eine direkte Einleitung von Regenwasser in das Gewässer möglich. Sie sollten überlegen, welcher Anteil des Regenwassers unbedingt von Ihrem Grundstück abgeleitet werden muss. Zum Schutz der Gewässer ist eine ungedrosselte Einleitung ohnehin nicht möglich. Für die Gewässer-Einleitung ist auf jeden Fall eine wasserrechtliche Genehmigung der Unteren Wasserbehörde (Umweltamt) nötig. Das Umweltamt und die Stadtentwässerung unterstützen Sie selbstverständich dabei.
Wir empfehlen Ihnen, sich bei der Regenwasser-Erkundung Ihres Grundstücks auch die Frage zu stellen,
Wohin fließt bei einem Starkregen das Wasser auf meinem Grundstück?
Stellen Sie sich vor, das Grundstück würde 15 bis 20 cm hoch von einer Sturzflut überschwemmt. Wo würde es hinfließen? Gibt es tiefe Kellerfenster oder einen ungeschützten Lichtschacht? Versperrt eine Mauer das Ablaufen und würde den Aufstau erhöhen oder umlenken? Dazu gibt es von der Stadt Frankfurt am Main noch weitergehende Informationen: In den online verfügbaren Starkregengefahrenkarten sind die berechneten Fließwege und Einstauhöhen für Ihr Grundstück dargestellt, auch für einen extremen Starkregen. Meistens lässt sich schon durch kleine Maßnahmen die Überflutungsgefährdung und damit Schaden für Sie reduzieren. Eine Kombination mit Maßnahmen für Sammlung, Verdunstung, Rückhaltung oder Versickerung von Regenwasser ist auf jeden Fall sehr sinnvoll, stärkt diese doch die Starkregenvorsorge für die ganze Siedlung Goldstein.
Ziel für alle Grundstücke in der Siedlung Goldstein ist es, dass das Regenwasser vollständig auf dem Grundstück bleibt und nur Restmengen gedrosselt in einen angrenzenden Bach abgeleitet werden. Den Umgang mit dem Regenwasser auf dem Grundstück nennt man „Regenwasserbewirtschaftung“ (RWB) und dieser soll sich am natürlichen Wasserkreislauf orientieren – als fiele das Regenwasser auf das unbebaute Grundstück. Je nach den örtlichen Verhältnissen (z.B. Gefälle, Bodeneigenschaften, Freiflächen, Begrünung, Wasserbedarf) gibt es verschiedene Elemente, die für Ihr Grundstück und damit Ihr gesundes, attraktives Lebensumfeld sinnvoll sein können:
RWB-Elemente |
Hinweise |
Verdunstung |
Dach- und Fassadenbegrünung (optimal für Rückhaltung und gegen Aufheizung)
Bäume (hohe Verdunstung, gegen Aufheizung)
|
Fördermittel Programm „Frankfurt frischt auf“ prüfen |
Versickerung |
Durchlässige Beläge
Flächenentsiegelung und Begrünung
Rasenmulden oder –gräben zur Versickerung (ggf. mit Rigole (Kies-/Hohlkörper) unter der Mulde)
|
Abhängig von der örtlichen Ver-sickerungsfähigkeit und dem Grundwasserabstand
Bei gezielter Versickerung (z.B. Mulde) Versickerungserlaubnis erforderlich!
Für Entsiegelung Fördermittel „Frankfurt frischt auf“ prüfen
|
Speicherung |
Rasenmulden oder –gräben - zur Rückhaltung (ggf. mit Rigole)
Retentionszisterne mit zusätzlichem Rückhalteraum
|
Rückhalteraum für gedrosselte Ableitung
|
Nutzung |
Zisterne mit Regenwassernutzung im Haus (Toilettenspülung, Wäschewaschen)
Zisterne für Gartenbewässerung
Retentionszisterne mit zusätzlichem Rückhalteraum
|
Im besten Fall Versickerung des Zisternen-Überlaufs auf dem Grundstück
|
-
Abbildung 3
Extensiv begrüntes Carportdach mit Dachneigung (Quelle: Arnolds Bedachung Neukirchen)
Abb. 3: Extensiv begrüntes Carportdach mit Dachneigung (Quelle: Arnolds Bedachung Neukirchen)
Doppelklick auf das Bild für Vollbildansicht
-
Abbildung 4
Versickerungsmulde neben Spielplatz mit Überlauf (Quelle: HCU Hamburg)
Abb. 4: Versickerungsmulde neben Spielplatz mit Überlauf (Quelle: HCU Hamburg)
Doppelklick auf das Bild für Vollbildansicht
-
Abbildung 5
Versickerungsmulde mit Überlauf (leicht erhöhter Schacht im Hintergrund (Quelle: HCU Hamburg)
Abb. 5: Versickerungsmulde mit Überlauf (leicht erhöhter Schacht im Hintergrund (Quelle: HCU Hamburg)
Doppelklick auf das Bild für Vollbildansicht
-
Abbildung 6
Versuchsflächen und Sickermulden an der LWG Veitshöchheim (Quelle: Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG Veitshöchheim)
Abb. 6: Versuchsflächen und Sickermulden an der LWG Veitshöchheim (Quelle: Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG Veitshöchheim)
Doppelklick auf das Bild für Vollbildansicht
Zur Anschauung und als Anregung bereiten wir gemeinsam mit einem Ingenieurbüro Musterlösungen für eine optimierte Grundstücksentwässerung auf drei noch auszuwählenden Grundstücken in der Siedlung Goldstein vor. Bei diesen Musterprojekten übernehmen wir als SEF die Kosten für die Beratung und Planung durch ein Ingenieurbüro. Gemeinsam mit Ihnen, den betroffenen Anwohner*innen in der Siedlung Goldstein, wollen wir geeignete Grundstücke für diese Musterprojekte finden. Hierzu werden wir uns auch mit der Siedlergemeinschaft Goldstein abstimmen.
Wir kümmern uns aber auch um mögliche Förderprogramme für die Anwohner:innen der Siedlung Goldstein. Aktuell können wir Sie auf das“ Förderprogramm Frankfurt frischt auf | Stadt Frankfurt am Main hinweisen. Darüber werden nach individueller Prüfung Maßnahmen für neue Begrünung gefördert, insbesondere die Entsiegelung von Flächen sowie die Dach- und Fassadenbegrünung soweit sie nicht verpflichtend sind.
Weitere Informationen und Anregungen haben wir am Ende dieser Webseite für Sie zusammengestellt
Alles ein alter Hut für Sie?
Haben Sie oder sogar Ihre Großeltern das schon immer so gemacht? Oder kennen Sie tolle Beispiele für den Umgang mit Regenwasser in der Nachbarschaft? Daran sind wir für unsere Planung sehr interessiert!
Schicken Sie uns gerne Hinweise auf gute Beispiele an die Projekt-Mail-Adresse EntwäDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!